Erklärung der Gewerkschaft der Vahed-Bus-Company von Teheran und Umgebung zum Streik vom 28. Januar 2006

German translation of Statement of the Trade Union of the Vahed Bus Company of Tehran and Suburbs on the strike on 28 January 2006 (January 30, 2006)
Streik der Busfahrer in Teheran niedergeschlagen
Dienstag, 31. Januar 2006  


Zur Zeit ist der Iran vor allem wegen seinem Atomprogramm in den Schlagzeilen. Dass es dort aber auch heftige Klassenkämpfe gibt, wird von den bürgerlichen Medien geflissentlich übersehen. Mit der Übersetzung eines Artikels, den unsere GenossInnen im Iran verfasst haben, wollen wir die österreichische ArbeiterInnenbewegung zur Solidarität aufrufen.

Am 28.Januar 2006 versammelten sich Studierende, ArbeiterInnen und andere AktivistInnen vor diversen Depots der Vahed-Company, um die BusfahrerInnen bei ihrem Kampf für die Freilassung des Gewerkschafters Mansour Ossanlou sowie bei ihrem Kampf für einen Kollektivvertrag zu unterstützen. Die Studierenden der Universität von Teheran, welche in einem öffentlichen Statement ihre Solidarität mit den ArbeiterInnen der Vahed bekundet hatten, versammelten sich vor den verschiedenen Depots. Dabei wurde eine Gruppe von Studenten, darunter auch Said Habibi, Behrooz Karimizadeh, Mazdak Toosinejad, Soroosh Dashtestani, Hooman Kazemian, Majid Ashrafnejad, Kaveh Abbasian, Hesam Tahmatan, Ali Noori, Milad Karimi und Saeb Karimi, festgenommen, als sie vor dem „Area 6 Terminus“ demonstrierten. Bis jetzt war es nicht möglich, Informationen darüber zu bekommen, was mit ihnen geschieht. Die Anzahl der verhafteten Busfahrer, ihrer Anführer und ihrer Familien (insbesondere auch Frauen und Kinder) sowie der verhafteten StudentInnen und der anderen AktivistInnen übersteigt die Zahl 700.


Erklärung der Gewerkschaft der Vahed-Bus-Company von Teheran und Umgebung zum Streik vom 28. Januar 2006

Im Namen der 17000 MitarbeiterInnen der Vahed-Bus-Company von Teheran wollen wir den ArbeiterInnenorganisationen in aller Welt und all jenen, die mit Schrecken diese Missachtung der grundlegendsten Menschenrechte beobachtet haben, mitteilen, dass heute, am 28.Januar, unser Streik mit noch nie dagewesener Härte von den Schergen der Islamischen Republik niedergeschlagen wurde. Letzte Nacht kamen sie in unsere Wohnungen und sperrten sogar unsere Kleinkinder ins Gefängnis. Hunderte Leute wurden verhaftet, die genaue Zahl ist uns noch unbekannt. Einige unserer Mitarbeiter wurden gezwungen, ihre Busse in Gang zu setzen, nachdem sie geschlagen und bedroht worden waren. Das Militär organisierte Busfahrer von ausserhalb, und zusammen mit tausenden Polizisten und Sicherheitskräften wurden sie auf uns losgelassen, um den Streik zu zerschlagen. Das ist unsere gegenwärtige Lage.

Worum ging es bei diesem Streik? Es ging um die Freilassung von Mansour Ossanlou und anderen Gewerkschaftsführern, welche ohne Grund ins Gefängnis geworfen wurden; es ging um einen Kollektivvertrag; es ging um Anerkennung der Gewerkschaften; es ging um Lohnerhöhungen und Ähnliches. Ist es zu glauben, dass wegen solcher Forderungen ein derart gnadenloser und brutaler Krieg begonnen wird? Die Islamische Republik hat diesen Weg beschritten, und wir haben keine andere Wahl, als den Kampf entschlossener und mit vereinten Kräften fortzusetzen.

Wir fordern euch, die ihr GenossInnen und LeidensgenossInnen von uns seid und eure eigenen Gewerkschaften und ArbeiterInnenorganisationen haben dürft, dazu auf, das Vorgehen der iranischen Regierung aufs Schärfste zu verurteilen. Wir erwarten von euch, dass ihr die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Inhaftierten verlangt. Setzt euch dafür ein, dass unsere Gewerkschaft anerkannt wird und dass unsere Forderungen erfüllt werden! Wir erwarten, dass ihr die Verurteilung und Bestrafung all jener verlangt, die an der Niederschlagung des Streiks beteiligt waren. Wir bedanken uns bei allen Gewerkschaften und Organisationen, die unseren Kampf unterstützt haben. Wir haben noch einen harten, steinigen Weg vor uns. Darum bitten wir euch, uns auch weiterhin zu unterstützen.

Mit solidarischen Grüßen,

Gewerkschaft der Vahed-Bus-Company von Teheran und Umgebung
28. Januar 2006